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WELTKLANG – Nacht der Poesie

17.6.2022, 19:30

LESUNG UND PERFORMANCE – Weltklang Nacht der Poesie ist die vielstimmige Eröffnung des poesiefestival berlin. DichterInnen aus allen Teilen der Welt lesen, singen und performen in sieben Muttersprachen. Sie zeigen den Reichtum der Gegenwartslyrik, ihre Vielfalt, Ansätze und Stile.

Exklusiv zur Veranstaltung erscheint eine Anthologie mit den deutschen Übersetzungen zum Mit- und Nachlesen in der Edition diá (berlin).

 

FR 17.6. | 19.30 | Studio | 14/9 € inkl. Anthologie

Mit Raymond Antrobus Jamaika/Großbritannien | Agustín Fernández Mallo Spanien | Dorothea Grünzweig Deutschland | Mihret Kebede Äthiopien und Robert Lippok Deutschland (Musik) | Kim Yideum Südkorea | Wulf Kirsten Deutschland | Halyna Kruk Ukraine | Aleš Šteger Slowenien und Jure Tori Slowenien (Musik) | Julia Wong Kcomt Peru

Moderation: Maren Jäger, Literaturwissenschaftlerin Deutschland

Projektleitung: Alexander Gumz, Matthias Kniep 

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Raymond Antrobus (geboren 1986 in London) ist ein jamaikanisch-britischer Dichter, der mit zwei Gedichtbänden zum Shootingstar der internationalen Lyrikszene wurde. Er schreibt über alltäglichen Rassismus, die Diskriminierung von Gehörlosen und die Beziehung zu seinen Eltern. Seine Gedichte sind in einer einzigarten Mischung gleichzeitig kämpferisch und warmherzig, direkt und verspielt.

Agustín Fernández Mallo (geboren 1967 in A Coruña) ist auf der ganzen Welt bekannt, nur in Deutschland gilt er als Geheimtipp. Die Kritik vergleicht ihn mit Borges und Bolaño. Mathias Énard nennt ihn den originellsten und kraftvollsten Autor seiner Generation in Spanien. Sein Werk erschafft „Welten, von denen aus wir auf uns selbst zurückschauen und neu kalibrieren müssen“ (DBC Pierre).

Dorothea Grünzweig (geboren 1952 in Stuttgart) ist die große Einzelgängerin in der deutschen Gegenwartslyrik. Seit 1989 wohnt sie in Finnland. In ihren Gedichten mischen sich samische Mythologie und schwäbische Kindheit. Es sind intime Zwiesprachen mit der nordischen Natur und den Toten. Ihre Sprache erfasst den „regen möglichkeitssinn“, der in den Dingen liegt und der von ihren Gedichten daraus befreit wird.

Mihret Kebede (geboren in Dese, Äthiopien) arbeitet gern in kollaborativen, kulturübergreifenden Zusammenhängen. Ihre Dichtung, auf Amharisch geschrieben, ist bildstark und emotional, analytisch und reflektiert, zart und kämpferisch zugleich – offene Texte für alle, die im Namen kultureller und sozialer Hegemonialvorstellungen marginalisiert werden. Für Weltklang arbeitet sie mit dem Musiker und Komponisten Robert Lippok zusammen.

Robert Lippok (geboren 1966 in Berlin) arbeitet als Musiker, Bühnenbildner und bildender Künstler in Berlin. Mit seinem Bruder Ronald gründete er 1984 das experimentelle Musikprojekt Ornament und Verbrechen. Seit 2001 veröffentlicht Lippok Soloprojekte auf dem renommierten Label raster-noton. Er kreiert darüber hinaus Arbeiten, die sich der Verbindung von Raumklang und Architektur widmen.

In den Gedichten von Kim Yideum (geboren 1969 in Jinju, Südkorea) treten multiple Figuren auf, die mit ihrer sperrigen Sprache Weltordnungen zerstören. Ihre dezidiert feministische Dichtung unterläuft Gesellschaftsnormen mit Erotik und Sarkasmus, mit Drastik und Dissonanzen. Wir beobachten in ihren Gedichten die Schönheit von AußenseiterInnen, ihre wilde und kluge Kraft.

Wulf Kirsten (geboren 1934 in Klipphausen bei Meißen) wird oft als Landschaftsdichter bezeichnet, und ja: In den Schichtungen der Landschaft entdeckt er Geschichte und Gegenwart, Erinnerungen an Kindheitstage und große Bewegungen der Zeit. Kirstens Gedichte entziehen sich jeder Strömung, sie sind selbst im Fluss, mit einer Sprache, „in der man sich verproviantieren kann gegen Geschwindigkeit, Anpassung, Verlust“ (Martin Walser).

Für Halyna Kruk (geboren 1974 in Lwiw, Ukraine) ist Dichtung nie Selbstzweck. Sie will nicht „über Sterne am Himmel schreiben, wenn es etwas Wichtigeres, Zeitnahes und Aktuelles gibt“. Sie liest eigens für Weltklang verfasste Gedichte, die sich mit dem Krieg in der Ukraine auseinandersetzen. Es sind Texte über die Quadratwurzel des Bösen und die Hoffnung, am nächsten Morgen in einem anderen Traum aufzuwachen.

Aleš Šteger (geboren 1973 in Ptuj) ist einer der bekanntesten Autoren Sloweniens: ein Kosmopolit und Reisender, ein Autor unprätentiöser, lang nachhallender Zeilen. Er schreibt Gedichte, „in denen das Unausweichliche und die Gnade ihren Platz einnehmen und atmen dürfen“ (Marica Bodrožić). Bei Weltklang tritt Šteger zusammen mit Akkordeonist Jure Tori auf: eine Art Lyrik-Cabaret, dramatisch, intim und gänzlich entstaubt.

Jure Tori (geboren 1975 in Trbovlje, Slowenien) ist Akkordeonist und Komponist. Er hat in unterirdischen Kohleminen, in kleinen Dörfern und auf großen internationalen Bühnen gespielt. Tori arbeitet mit MusikerInnen aus der ganzen Welt zusammen. Seine Kompositionen sind Teil des Lehrplans für AkkordeonstudentInnen und in zahlreichen Filme zu hören.

Julia Wong Kcomts (geboren 1965 in Chepén, Peru) Gedichte sprechen mit großer Luzidität direkt aus der diasporischen Seele. Die Tatsache, dass ihre peruanische Familie chinesische Wurzeln hat, führt in ihrem umfangreichen Werk zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit für verschiedene Kulturen, ethnische und religiöse Vielfalt.

WELTKLANG – Nacht der Poesie wird freundlich unterstützt durch das Instituto Cervantes Berlin, die Botschaft der Republik von Peru und das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten von Peru, die Botschaft der USA in Berlin, das Slowenische Kulturinstitut Berlin (SKICA), das Berliner Künstlerprogramm des DAAD, den British Council Berlin, das Koreanische Kulturzentrum, Literature Translation Institute of Korea sowie The Mandala Hotel.

Raymond Antrobus nimmt im Rahmen der europäischen Poesieplattform Versopolis, gefördert durch das Creative Europe Programm der Europäischen Union, am Festival teil.

Das poesiefestival berlin ist ein Projekt vom Haus für Poesie in Kooperation mit der Akademie der Künste und wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.