1. cuerpos entre cuerpos (Körper zwischen Körpern)
Ich drehe blaue
Schraubenmuttern unter deine Achsel,
flechte deine Haare zu spröden Seiten,
und kletter‘
in deine Poren.
el vacío entre
cuerpos entre cuerpos
celeste
mag dir worte in den mund legen wie mandarinenhälften,
stück für stück,
frisch gepflückt von meiner brust zu deinem magen
(da lagen liebeslieder immer gut)
mein poem in a heart shaped box
schmiere ich sandwiches für dich
mit mayo mit veganglutenfrei
dann essen wir zsamm dann kriegst
du keine reaktion wird dein herz nicht
zu schnell ticktackieren kösziköszi
du bist so soso und lieb und fauteuilbequem
und ich hab zorn zorn in den graben
in silentiumgraben wo wir mit
debreziner bedeckt wurden wo unsere formen
parisermässig werden nasse fleischmassen
haarkranz auf dem kopf in your head in your head
wir all die zombies die IRA-afters die Syrienafters
die in newslettern bedeckt aufgewachsene
Vergeblich suchen Eichendorffs Lichter ihre Subjekte
hier in dir, Erbrochenem der industriellen Vortage.
In Zwangstücher aus Stein eingeschlagen
kokst du in deinem toxischen Wolkenreich tief in der Erde.
Es herrscht Krieg mit dir.
Aber die Wut darauf solltest nicht du ertragen.
du weißt doch
wie du da rauskommst
ganz flow
durchs Licht im Schlot
und vorsichtig gleiten
über die rauchenden Reste
wir stellen uns unsere Lungenbläschen vor
gegen die Eindringlinge
bella ciau
erkenn ich dich noch?
was soll uns jetzt
der doppelte Regenbogen sagen?
deutet er auf ein
stochastisches Problem?
prall
fallen
die Magnolien
im Mai werden wir alles gewonnen haben
Körper und Antikörper
Wenn Sie Mich /
Sehen Sehen Sie /
Wenn Mich Sieht /
Was Dich Sehen /
Bedeutet – : /
wir fallen in die form /
& die form fällt zurück /
auf uns/
in mikrogalaxien
all that war.
thwarted.
fallen mir lehren ein:
chaos. ich will uns chaos bauen.
machst du mit?
2. Jedes Wort bleibt ohne Hauch in den Netzen
Damaskus ist wie ein altes verlassenes Haus
Ein Haus das zerfällt
Die Risse werden größer
Der Putz bröckelt ab
Die Farben bleichen aus
Nie wieder Terrassen.
Interessiert niemanden mehr.
Nur noch Weltschmerz und Monotonie.
Nie mehr Klischeekindergeschichte.
Vom Zwischen gelöst führen die falschen Organe ihre dialogisierten Monologe.
Über zu neue Karten jagend erteilen sie die in Norm gesetzten Befehle
ohne lebendige Absichten zu verfolgen.
In Codes liegende Nachahmungen erschlagen die Wahrheit.
Jedes Wort bleibt ohne Hauch in den Netzen.
Das Hören ist nur noch Funktion.
Aber der Wahrheit Klang schläft ungelesen im Gedicht.
Erwacht im Herzen der Begegnung unerwartet.
3. I slept at the edge of one verse (Ich schlief am Rande eines Verses)
Wer hat den Rosen gesagt,
dass wir in diesem Sommer
ihrer üppigen Blüten bedürfen?
Sicher die Dichter.
Oder die Kinder.
Katzen kämen noch in Frage
Und die Spatzen.
Sonst niemand.
grün das dach der poesie, si
grün der Veltliner im glas, si
grün der billiardtisch im exil, si
grün die brosche an der spitze,si
deine verse aber warum so düsterli Sissi?
ein einzig wert sperrt ein kreis-
verkehr rigoroser größen ohne
selbst zu denken kehren alle unter
deck tauchen alle ein ins
dunkle bad
der angst werfen leichthin sätze
vor dich hin spießen wahnsinn
overlocked und unbewertet
fällt anheim fällt mein stern
mein langes haar fängt an
zu zittern fliehe in die streu-
obstwiese reiße mir die worte aus
dem mund
See what Poetry does – it escapes me
Like a child playing hide-and-seek
Concealed in the most obvious places thinking
That I don’t see it – but I do. I pretend.
Lest it learns to hide better and deprive me
Of the pleasures I take in watching it.
See what Poetry does—it serpents
With the milk in my coffee and I
Drink it. I feel it in this late autumn breeze; it carries
The smell of wilted jasmine and fallen skies and I let it
Embrace me. See what Poetry does –
It hides between the vibrations
Once upon a rhyme, Poetry tucked me into
a bed made of
crepuscular light and long, warm alexandrines.
I slept at the edge
of one verse and slum-
bered off to the next.
I was confined in a maze of parallel mirrors
I was confined within empty anaphoras.
No poetry! No poetry, no cry
It makes me feel I just wanna die
No verse, no perverse, no text
Look at the page and the white is the best
No rhyme, no rhythm, no line
It’s much better to throw up the wine
No dance, no style, no tear
If I see a sonnet I tremble with fear
Fuck Whitman! Fuck Ginsberg! And fuck me!
Without her clothes she’s the whole I can read
Burn Beckett, burn Byron and Baudelaire is long dead
So that’s the end of any poem writing head.
warm up cool down
poets all over the place
poetry all over the place
poems explode all over the space
poetry right in your face
poets on every corner
words gone crazy
all aroun‘ town
down town
up town
cool down
poetry okay
no rules
Diese janze Po
esie
jeht dir am Aasch vorbei?
Mensch nie
wa se so
jebraucht als wie
in diese unjereimte Zeiten.
Mit ihre phitsch jereimte Zeilen
in meen Idiom jetunkt –
kannse uns heilen
?
Kannse – PUNKT
4. Liebe in den Augen meiner Mutter
Ich weiß,
wo die Hornisse jagt,
kenne ihr Revier
Die Hitze tagt und
Das Bier liegt kühl
Großstadt brutzeln,
draußen fliegen Drachen durch Kondensmilch
Flussabwärts wird getanzt
Der Atem schnell die Fische springen in Freude der Füße hinein
Glitschig rutschen sie zurück
Ein hoher Himmel zeigt Sterne,
Lachen treibt in Fahnen hinweg,
fällt ins Rauschen, ins Tanzen, ins Schwimmen.
Wann bist du direkt in der Welt,
ohne Wand zwischen dir und dem Schönen?
Trommeln holen dich aus dem Schlaf in den Tag.
Die Sonne scheint
Prall auf das Feld
Das Licht sie weiht
Der Ort erhellt
Der Sommer kocht
wir schälen uns
aus
Höhlen/Häuten
Komm,
tau die Liebe vom letzten Jahr auf
die ist noch gut
Cherry Tomaten
und gebrochene Herzen
nach oben
die zerdrücken
zu
leicht
Und gibt es denn in Automaten auch Tomaten,
Tomatenautomaten mit Automatentomaten,
Tomatenautomatentomaten?
im auge meiner mutter
bin ich liebe licht summe ich
mit meinen bettschwestern margarite goldfinger aufzehenspitzen
anyám szemében szeretet fény vagyok szeretett fény szeretet
im auge meiner mutter bin ich liebe licht geliebtes licht liebe
Ich schließe die Augen
Berühre mein Herz
Dann geht doch alles nur noch aufwärts
Dann öffne ich Tür und Tor
Wofür, wenn nicht zuvor
Für den Moment, der schreibt, der gedeiht und
darauf verweist.
Für den Moment, der mich treibt und der uns alle
am Leben heißt
Im Jetzt
Bin ich
Werd ich
War ich
Bin ich
Im Jetzt
5. ansichtsweise Leben entdeckt
meine Augen sind krokodilgrün
und weiß wie gebleichte Zähne.
mein Krokodil hat Hunger
und frisst nur Rinderfilet
vom Metzger für siebzig Euro das Kilo.
meine Worte kosten zehn Euro das Kilo.
aber am Ende des Tages
werfe ich sie euch
umsonst hinterher.
Denn die ewige Frage ist doch:
Was bin ich ohne die Gedanken der anderen Ohne Austausch von Gefühlen
Ohne einen verliebten unvergesslichen Blick Wenn ich nur mich anschaue und keinem mehr vertraue
Nur weil du die Welt vor 16 Jahren verlassen hast
Mein Roman in der Schublade seit Jahren Ohne dich sinnloses offenbaren
Nichts Wert von reflektieren
Warum sollte ich ohne dich Kunst probieren?
Endloses
waltet in uns
Dunkles Strömen
von keiner Hand geführt
von Nirgendwo zu Nirgendwo
Gedankengewirr, ständig
kreisende
Bewegung
Einbahnstraße, Fehler,
Selbstzweifel,
wegwischen,
mit einem Federstrich –
ansichtsweise Leben entdeckt,
Flügel in den Himmel gereckt,
mit der Erde in Demut verbunden,
neue Felder im Wandel erkunden,
Weichheit erprobt im Beisammensein,
hoch und tief
und groß und klein,
alles ist darin enthalten,
Freundschaft lichtet das Verhalten,
In der Ferne friert ihr das Auge des Winters hinüber
in eine Landschaft
die denn Sommer nur kennt
meghal az idő
ha elmegyek
ragyogás
ha nincs idő
meghal a tér
ha szétzuhan
szárnyalás
ha nincsen tér
meghal a szemem
ha elszálltam
na gyerünk már
pokolra velem
ott nincs idő
ott nincsen tér
ott nincsen fény
csak ragyogás
Life,
the place where our body is alive
while our soul is not
Death,
the moment, in which our body vanishes
and our soul becomes alive
Stele: Für das Ukrainische Volk
von Yousef Mantk
Grüße an das Volk der Ukraine
Vassil, wir sind hier.
Ruhe in Frieden
Es gab keine Kirchenglocke.
der Warnton und das Flugzeug und die Bombe.
Träumen Sie von Entführung, Zerstörung von Häusern.
Sie haben die Tür früh am Morgen geöffnet.
Der Kriegsbrief war zu Gast
Rauch und Atmung, Körper und Blut, zerstörte Häuser
ein Körper werden
Oh, der Himmel des Landes ist seit Jahrzehnten sauber.
Der Nebel des Todes bedeckte den Himmel
Die Krieger zogen in den Krieg.
Trauer um die Familien, Tränen und das Meer sind zu Brüdern geworden, Gebete wurden gelesen
Der Migrationskonvoi war großartig
Die Kinder weinten nach Spielen.
Das Leben in der Stadt ist vorbei.
Wer bleibt in der Stadt und auf dem Schlachtfeld?
Invasoren und Kämpfer der Ukraine
Vereinheitlichen Sie Ihre Linien, sichern Sie die Barrikaden.
Nimm die Waffen, verschwende keine Kugeln.
Kämpfe, du bist nicht allein.
Die Friedenskämpfer der Welt sind mit euch
Vassil, dir und mir wurde Unrecht getan.
Seit Hunderten von Jahren ist Kurdistans Land besetzt
Kurden haben endlos geopfert
Unser Weg ist immer noch hart. Es bleibt noch viel übrig.
Unsere Geschichte ist in Blut geschrieben.
Ihre Geschichte wird mit Blut geschrieben
Nur der Traum von Diktatoren
Besatzung und Größe der Macht
Auf der Ebene der Kriminalität sind sie blind und still.
Auf der Ebene der Interessen sind sie vereint
In Schande ist das Meer still, der Mond ist blind, die Sonne ist geschlossen und der Himmel weint
Die Arroganz des menschlichen Selbstmords
Der alte Bär ist verfilzt und leise
Sibiriens weißer Tiger hat geschärfte Zähne
Sie sagen, verrückte Hunde leben vierzig Nächte.
Wer den Krieg nicht verflucht, wird das gleiche Schicksal haben wie er
Ukrainisches Volk
Beruhige dich und gestehe dir selbst.
Sie sind nicht allein, die Freiheitskämpfer sind auf Ihrer Seite
Vassil, wir sind hier.
Ruhe in Frieden.
Wann immer die Friedenstaube kommt
Sie hat die gute Nachricht vom Erfolg.
Wir danken allen TeilnehmerInnen für ihre inspirierenden Zeilen: Katalina Ketschau, Kira Henkel, Marina Büttner, Kinga Tóth, Cowgirl, Sebastiano Diciassette, Paula C. Georges, Thomas Koch, Aya Altelmissany, Wolfgang Weber, Regina Groening, Alicia Voigt, Cornelia Hohmann, Yousef Mantk, Marie Hahne, Shaktil Pohlmann, Anne Mertens, Szkárosi Endre sowie zahlreiche BesucherInnen des poesiefestivals berlin.