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RIKE SCHEFFLER: Lava. Ritual

,

welches Weichsein darf ich berühren?

Narben deiner Stürze
Vulva              hohle Hand

 

in der Welt sein            mit der Welt sein
selbst               wenn ich nicht weiß     was

 

mit ihr anfangen

 

 

das innere Flirren         seicht besachten

die rechteckigen Augen    probieren

 

mit beiden Seiten der Fühler

zeichne ich Kreise       in Silicaschrift

 

 

wie wir es üben            freihändig    zu hängen

ein fragender Zeiger    an der Felswand           Zeit        

 

 

dieser Körper war mal    fürs Sterben gemacht

 

 

wenn ein Rabe mir erlaubt    zzeinen Rücken zu streifen

nehm ich die Einladung an

 

denn är kann mir ein Stück       unserer Zukunft flüstern

zzeine Krallen        kennen    das Zentrum der Erde

 

überfliegen

 

die menschliche Größe             die Anomalie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ein Torfbau     ohne Fenster       bin ich

Schmetterling     aus Kieferknochen     und Zähnen

 

 

erzähl die Nacht

werd     langsam Finger Puls     wenn etwas    erwacht

 

 

ich    die wir viele sind                   und nicht gleich sein wollen

wir     die wir tasten                  um zu verstehen

 

 

wir sind Sheila             alles muss in den Mund

 

an hohen Lavafelsen warten     Mulden auf uns     Moos Oden

ein von Elfen genährtes Instrument?

 

 

diese Felsen begehren

unser Körper bringt eine Zartheit          in ihnen zum Vorschein
zzie    verleihen uns einen Hauch          von Bestand

Sheila lernt zzie zu bewandern
spielend zu verinnern               ihre steinige Choreographie

wenn ich zzie streichle     überschneiden sich unsere     Häute               
Differenzen     rauen sich auf

lieben              unbekannter                Klang zu sein
Welle       die balanciert            wandert zum Verstand

 

richte mich

als samter        Kalzit

 

wenn wir ins Flussene gehen
zu leben           mit Seiwalen der Sedna

 

weiten             die Beckenkämme

leise     mitgehen          wippen

 

 

bis Wasser uns faltet                in zzeine Taschen
und mit uns ein Wissen dass Landsinne sich   nur langsam verwachsen

hier unten        sind wir            Gehörsand       Lilith
re-positionieren             die Otolithen

wir   heben und senken den Brustkorb   in Tiden

 

Dunkelheit  wird eine   helle    Umarmung
über uns Wasserflächen            die neuen Himmel

und das Lied    ein Körper       der singt

ich wache auf          in der Natur       die ich bin             und erlaube
auch die Natur        die du bist             wir

spüren    dein Zittern                Krake
schreiben            innere Zustände         ins Erbgut ein               ich

beweg mich wie Lava              Fische
die vor ihr flüchten                  in die endlos sanfte Berührung

tauche ich ein

denn ein Stein              muss sich als Stein       wiederholen
um Stein zu sein

 

 

 

Nase am Gelenk entlang           farn                 ich bin hypersensibel
guck in die Kuppen                  Tundra       ich  stiebe auf

 

nicht fest          halten               nein bloß            fühlen
den Drang                    der       unsren  Namen ruft

Polarfuchs

 

da ist Wildnis   in mir   weite

 

an der Innenseite                      ein Kratzen

kein Zuhaus

wir sind            durchlassen                  riechen
unser Leben wirkt        zyklisch                      auf vielen Linien

wir sind genug             Allesesser


Sterne              als Narben                   unserer Ahnen
Intimität als Nicht-Wissen                    Widerstand

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Licht ist magisch und alle bekommen    eine Suppe
Regentropfen       groß wie Sommervögel

 

Krías    Bekassine                    mit ihnen         wiehernd          flieg ich

 

 

tief

zwischen Moosen                    durchnässten Polen                  ist alles Sumpf
ununterscheidbar          was Fluss und              was Boden

 

 

 

schmiegsam     arktischer Thymian                  Rauschbeeren

Schaumkronen             rabenweise Geschlechter

 

 

 

nah der Gischt

wachsen mir Schweißflügel          am Rücken

 

 

die Krías   führen                                 lassen   die Kristalle sich richten

gradlinig          fallen   wir in den Schatten des Atlantiks

 

 

 

ein raues Kehlchen stimmt                   habe Federn     sanfter Fisch
Jahrhunderte    was ein Körper ist

hör mal hier       entsteht grad   neue Erde
an manchen Tagen       atmet zzie        unter uns         frei

 

feiert mit uns                im Klumpen

als scharfkantiger Brocken        feinkörnig glasiges Gefüge
haben wir uns erfunden            ohne Modell

wir sind Liebe  und wohin wir uns richten    fließt

unsere Magie

 

 

wir sind der vermeintliche Fehler         unzähmbare Glitch

wir sind die Erfahrung                         das feste Gebiss

 

wir sind Vulkane

und wir tragen ein altes Feuer                          in unserer Mitte
von den Rändern her          ändern wir          alle Karten

wir sind Lava               unkontrollierbar                       flüssiger Stein

je tiefer unsere Verbindung                 desto mehr

können wir sein